Wie man in diesen Tagen in Japan, einem hochindustrialisierten Land, sehen kann, birgt die „friedliche“ Nutzung der Kernkraft immer wieder unabsehbare Risiken. Die Japaner fahren derzeit einige Atommeiler nicht mehr wie geplant „nach Handbuch“, nein, was wir mitbekommen sind klare Anzeichen, dass mehrere Reaktoren aufgegeben wurden, ist der verzweifelte Versuch einen GAU, der mit katastrophalen Folgen hauptsächlich für die Inselbewohner samt Koreaner, Russen und Chinesen verbunden wäre, durch Venting (Druckablassen unter Freisetzung von Spaltprodukten aus dem Reaktorraum, also mit entsprechend „kontrollierter“ radioaktiver Emission) und Außenkühlung zu verhindern.
Bereits jetzt kann der Anstieg folgender Spaltprodukte an der japanischen Ostküste gemessen werden: Cäsium 137 und 134, Strontium 90, Iod 131 und 129 sowie Plutonium 239. Von den Beta-Strahlern Iod, Strontium und Cäsium ist insbesondere Iod aufgrund seiner Leichtflüchtigkeit eine Gefahr. Selbst wenn die Spaltprodukte nicht direkt aufgenommen werden, so kommt der Bumerang über die Nahrungskette immer wieder zu den Menschen zurück. Strontium und Cäsium lagern sich beim Menschen bevorzug in Knochen und Muskelfleisch ein, können z.B. bei Inkorporation Leukämie, Lungenkrebs oder andere Krebsarten zur Folge haben. Cäsium wie Strontium vermögen wegen ihrer Halbwertszeit von 30,17 und 28,78 Jahren in „guter“ Relation zu einem Menschenleben, den weitaus größten Teil ihrer schädigenden, kanzerogenen Wirkung zu entfalten. Beim Alpha-Strahler Plutonium, der daneben noch hochtoxisch ist, sind Abbau-Betrachtungen jenseits menschlicher Vorstellungskraft. Mit seiner extremen Halbwertszeit, wird es in 24110 Jahren immer noch mit halber Aktivität strahlen.
Deutschland ist zwar weniger dicht besiedelt als Nippon und muss aufgrund seiner Lage mit geringerer Erdbeben-Bedrohung rechnen, trotzdem sind die deutschen Meiler sicher nicht sicherer als die japanischen, im Gegenteil.
Seismologen haben erst in den letzten Jahren die Annahme korrigiert, dass in Deutschland kaum mit Beben zu rechnen ist, deren Magnitude den Wert 6 überschreitet. Wie im Rahmen paläoseismischer Untersuchungen gezeigt werden konnte, sind zumindest in der niederrheinischen Bucht, Beben mit Magnituden zwischen 6,5 und 7 nicht mehr auszuschließen. Daneben gibt es auch noch im Oberrheintalgraben aktive tektonische Verwerfungslinien. Bestehende Atomkraftwerke sind bei Neuerkenntnissen und Änderungen hinsichtlich der Erdbebengefährdung im Nachhinein verständlicherweise statisch nicht zu ertüchtigen oder nachzurüsten.
Insofern ist das Einzige was nachgerüstet werden muss wohl unser Bewusstsein, dass Technologien, die eine Unbewohnbarkeit großer Landstriche riskieren und enorme Probleme für unsere Kinder und unzählige Nachfolgegenerationen bedeuten können, nicht zu vertreten sind. Für mich geht es deshalb nicht um ein „Aussetzen der Laufzeitverlängerung“, sondern um das Ende der Atomkraft.